Salardup
So da waren wir dann doch ein bisschen länger als geplant in Salardup. Mal hatten Jen und ich vor zu moven, um frische Lebensmittel zu bekommen, mal war in unseren Gedanken wiederum, wie schön dieser Ort denn ist. Oli und Bart übten sich im Spearfishen, das Riff an der Insel ist super schön und abends saßen wir meist bei einem Glas Wein zusammen.
Ein ruhiger Ort mit tollem Strand und tollen Sonnenuntergängen. Mit einem kanadischen Katamaran machten wir aus, am Abend am Strand ein BBQ zu machen. Dies nahmen Oli und Bart als Anlass nochmal eine Spear-Fishing- Stunde einzuschieben. Und tatsächlich hatten wir am Ende ein so umfassendes Menü, dass alle papp satt waren.
Frische Lebensmittel?
Frische Lebensmittel hatten wir allerdings immer noch keine und unsere Wäsche wurde ohne Waschen auch nicht besser. So versuchten wir jeden Tag aufs Neue uns ein Stück weiter zu bewegen. Doch irgendwie fanden wir auch jeden Tag eine Ausrede, warum wir uns im Endeffekt doch nicht bewegten.
Einmal war es zu schön auf der Insel, einmal zog ein starkes Gewitter mit viel Regen über unsere Boote hinweg, einmal mussten wir bei einem Fußballmatch im Regen schauen, wer das bessere Fußball-Team ist, und als wir wirklich endgültig los wollten hatte der Wind untypischerweise so gedreht, dass er direkt von vorne kam. Und unter Motor wollten wir uns nun auch nicht unbedingt hier wegbewegen.
Frische Lebensmittel!
Und dann kam Tag X. Die Boote waren startklar und der Anker schon fast gehoben. Da fuhr ein kleines Boot mit Kunas zu Tutti. Es war Mola Lisa. Als Bart ihr von unseren Plänen, an der Insel Rio Sidra zu ankern und frische Lebensmittel zu kaufen erzählte, warnte sie uns vor dem Congresso. Es wäre derzeit sehr schwierig dort zu ankern.
Nachdem wir uns ja auch nicht unbeliebt machen wollen und die Kuna-Regeln befolgen, fiel unser Plan ins Meer. Trotzdem waren wir zu diesem Zeitpunkt nun wirklich bis aufs Letzte out of fresh stuff. So entschieden wir gemeinsam mit einem Boot ein paar Seemeilen zu einer anderen Insel zu segeln und die Jungs von dort aus mit dem Dingi nach Rio Sidra zu schicken, um frisches Gemüse, Obst und Brot zu kaufen. Ich entschied derweil meine Wäsche von Hand zu waschen. Wasser hatten wir ein paar Tage zuvor genug gesammelt.
Was so ein Tagesauflug mit einem macht
Es ist verrückt, wie viel Zeit ein solcher „Ausflug“, andere nennen es „einkaufen“ oder „shoppen“ benötigt. Kurz vor Sonnenuntergang waren wir ziemlich Ko wieder zurück. Unser gemeinsames Abendessen haben wir somit auch auf den nächsten Tag verschoben, da keine Zeit mehr blieb ein ordentliches Menü zuzubereiten. Nun sind wir dennoch glücklich wieder Eier, Bananen, Brot, Tomaten und Kartoffel zu haben.
Und die Jungs durften sogar ein paar Schritte über die Insel wagen und einen kleinen Einblick in die Kunakultur bekommen. Toll!
Ehrlich zugegeben ist es schon auch verrückt, wie einfach wir zufrieden zu stellen sind und wie kreativ man wird, wenn einem gewisse Lebensmittel ausgehen und auch wie verwöhnt wir in Deutschland sind. Ist es nicht wahr, dass wir teilweise ärgerlich werden, wenn sie im Supermarkt unsere Lieblingsnudeln nicht aufgefüllt haben oder es keine Ananas gibt?
Nach einer ganzen Zeit ohne frische Lebensmittel waren wir so froh und dankbar, dass wir endlich wieder ein paar Tomaten in den Händen hielten. Dass es keine Ananas gab? War überhaupt nicht schlimm. Und als am Tag darauf ein Kuna Boot an unserem Boot anhielt und voll von all diesen Dingen war, konnten wir diesen Tag als Glückstag bezeichnen und eine Ananas genießen. Ich denke oft darüber nach, wie sich doch manche Denkweisen geändert haben. Ob das so bleiben wird?
Citas
Durch die vielen Winddrehungen und das zwischenzeitliche Ausbleiben des Windes kamen immer mehr Mosquitos an Bord. Diese kleinen schwarzen Tierchen nennt man hierzulande „Can not see“, ich füge hinzu „But can good bite!“. Und leider hält sie kein Mosquitonetz auf. So war unsere Zeit in Sarladup nun zu Ende und wir machten uns auf den Weg zurück Richtung Green Island.
Derzeit machen wir keine riesigen Sprünge, genießen das Inselleben und suchen uns neue Herausforderungen.
Manchmal kommen sie dann wie von selbst. Zum Beispiel, wenn wir gerade bei guter Sicht durch den Eingang der Riffe zu einem neuen Ankerplatz fahren und dann plötzlich einen riesen Regenschauer abbekommen und nichts mehr sehen können.
P.s.: Dieses Foto ist erst nach erfolgreicher Ankermanöver entstanden.
Oder wenn ich mal wieder an einem Ankerplatz mit etwas Strömung ausversehen das Dingi loslassen (Jen kam an Bord und ich wollte ja nur nicht, dass sich beide Dingis touchen und habe es somit auf die andere Seite genommen) und Oli hinterher springen und es retten muss.
Kinozeit
Wir machen, was man auch zu Hause so macht: Die Kinos in den San Blas Inseln sind nämlich auch geschlossen. Ich meine sie sind nicht vorhanden. Ob die Kunas überhaupt wissen was ein Kino ist? Ich bin mir nicht sicher. Ich bin mir aber sicher, dass sie bei ihrer Lebensweise gar keins benötigen. Aber wir? Wir kennen es eben und schätzen es auch.
So haben wir beschlossen die kleine Zuse schlafen zu legen, dann leise an Bord der Tutti zu krabbeln und uns mit Popcorn und einer Flasche Wein auf einen Filmabend einzustimmen. Unser Fazit: Das machen wir mal wieder.
Wird das Besondere zur Gewohnheit?
So alles in allem haben wir hier eine wunderbare Zeit. Langweilig wird es eigentlich nie. Zwischendurch, wenn ich denke ich bin „stecken geblieben“ und muss mal wieder etwas „anders“ sehen oder tun, ergibt sich das meist von selbst. Auch wenn es manchmal erschreckend ist, wie schnell der Mensch zum „Gewohnheitstier“ wird: Oh eine Insel, oh Palmen, nunja ok.
Ist es doch auch toll, wie wir im Gegenzug auch immer noch die kleinen Dinge wahrnehmen können. Oh ein Ankerplatz und hier liegen ganz viele Seesterne. Toll wie sie im Sand glitzern. Oder diese Insel ist viel grüner als andere Inseln. Hier muss es mehr regnen, vielleicht finden wir ein Süßwasserloch.
Und erst vor ein paar Tagen haben wir gesprochen: Die San Blas Inseln sind derzeit ein Revier, das zwar von Seglern besucht ist, dennoch seit mehr als 15 Jahren nicht mehr so „leer“ und unberührt war. Wir haben hier jederzeit die Wahl einen Ankerplatz aufzusuchen, an dem wir wissen, dass andere Yachten dort sind, um gemeinsame Zeit zu verbringen.
Wir haben aber auch viele Möglichkeiten Inseln ganz in Ruhe und ganz für uns alleine (Tutti gehört schon zum Inventar) zu entdecken. Vielleicht ist es das, was es hier derzeit so besonders macht.
Vollmondparty am Strand
Mit Eve, Rodger und Michael (er kommt ursprünglich aus Deutschland und liebt Maultäschla so sehr wie wir) und Paola haben wir passend zum Vollmond ein BBQ am Strand gemacht. Geräucherten Fisch haben wir hier von einer lieben Kuna-Familie bekommen.
Ein schöner Abend mit einer schönen Aussicht: Wiederholung folgt zum nächsten Vollmond. Das hört sich toll an!
Was so ansteht
Unser nächstes größeres Projekt ist der Versuch, über Huan (ein Kuna, der teilweise Segler in den San Blas Inseln mit Lebensmitteln aus dem Supermarkt versorgt) an etwas Käse und Joghurt zu kommen. Ob es klappt? Wir alle werden es erfahren.
Ein Dank an Stefan, Lea und Nicki
Und nebenbei haben wir auf Stefan und Lea ein kühles Bier getrunken. Das war schon wohltuend bei diesem heißen Wetter hier.
Und auch mit Nicki und Jessy gab es bei einer kleinen Videokonferenz ein Bierchen. Es war schön, euch mal wieder zu sehen!
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