Das Navigieren ist ein viel diskutiertes Thema. Hier gibt es vom eher altmodischen „Papierkartensegler“ bis hin zum hochmodernen „Highend Chartplottersegler“ die verschiedensten Meinungen. Doch was ist denn nun wirklich das richtige? Was ist wirklich notwendig und was Spielerei? Ja und was kostet mich denn eine seetaugliche Ausrüstung wirklich?

Papier vs. elektronische Seekarte

Jeder Segler kennst es sicher noch aus den Lehrbüchern und vom Lernen und Ablegen des Segelscheins, ja ihr vermutet schon richtig, ich spreche von den Papierkarten. Aber auch wenn ich es nach wie vor sehr schön finde sich auf den Seekarten auszukennen, Kurse absetzen und Koppeln zu können, so muss ich doch ehrlich sagen, dass ich schon lange keinen Segler mehr getroffen habe, welcher noch aktuelle Seekarten an Bord hatte.

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Klar hat der ein oder andere „alte Seebär“ noch Papierkarten an Bord, diese sind jedoch meist deutlich veraltet, oftmals nicht mehr im besten Zustand und werden zudem auch nicht mehr aktualisiert.

Backup ist Lebenswichtig

Aber Achtung, auch wenn die Papierkaten nahezu ausgestorben sind, so sollte man auf jeden Fall ein autonomes Backupsystem an Bord haben. Ich persönlich verwende für meine „Basic“ Navigation einen Laptop und habe als Backup ein wasserdichtes Smartphone mit großem Akku und ein paar Powerbanks um hiermit notfalls auch 2-3 Wochen navigieren zu können.

Bitte beachtet jedoch, dass es sich hier lediglich um meine eigene Meinung handelt und ihr eure Entscheidung unabhängig für euch selbst treffen müsst.

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Meine Basic Navigation

Das beste Navigationssystem

Was ist das beste Navigationssystem? Und gibt es überhaupt DAS beste System oder muss diese Frage viel individueller beantwortet werden? Ich habe mir viele Gedanken zu dem Thema gemacht und auch mit vielen verschiedenen Seglern darüber gesprochen. Das wirklich interessante dabei ist, welch unterschiedliche Bandbreite die Ausrüstung einnimmt.

Auch wenn man es kaum glauben sollte, so gibt es wirklich Boote die rein mit einem Handy und einem Kompass auf den Weltmeeren unterwegs sind. Ebenso gibt es natürlich auch das andere Extrem, sprich Booten welche mit aller möglicher Ausrüstung, ständiger Onlineverbindung und kompletter Vernetzung unterwegs sind. Wo dazwischen der richtige Weg liegt, muss sicher jeder für sich herausfinden.

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Ich denke jedoch auch das kein Radar, Windmesser, Echogeber etc. die Fähigkeiten eines guten Seglers ersetzen kann. Was ich damit sagen will ist, dass viele Systeme sicher eine ordentliche Erleichterung darstellen, jedoch sollte kein System so wichtig werden, dass sich das Boot ohne dieses nicht mehr sicher bewegen lässt. Denn nicht selten kommt es vor, dass gerade das wichtigste System in einer verlassenen Gegend ausfällt und dass Schiff erstmal ohne dieses bewegt werden muss.

Der beste Hersteller

Egal ob es um Auto, Handy, Computer oder was auch immer geht, bei der Frage nach der besten Marke scheiden sich schnell die Geister. Während das eine System ein besonderes Feature bietet, ist das andere System gerade im Angebot oder besticht durch eine sonstige Besonderheit.

Eines haben die Systeme jedoch gemeinsam, sie funktionieren lediglich mit den anderen Bauteilen des gleichen Herstellers. Sprich wenn man den Chartplotter von Firma XY nutzen will, dann sollten auch alle anderen Geräte wie Echolot, Windmesser, Radar usw. von der gleichen Firma sein. Aus meiner Sicht bringt diese Abhängigkeit 2 gravierende Nachteile mit sich.

Der größte Nachteil ist sicherlich, dass auch das beste System irgendwann einmal mit einem Fehler ausfällt. Befindet man sich dann nicht gerade in der Nähe des bekannten Vertreternetzes so wird es oftmals schwer und schnell auch sehr teuer entsprechende Hilfe zu bekommen.

Mir sind hier zahlreiche Yachten und vor allem auch Katamarane bekannt, welche quasi von einem Hafen zum anderen „tingeln“ um immer wieder einen Mechaniker für dasselbe Problem zu suchen. Diese Art zu reisen ist nicht nur sehr ärgerlich. Sie führt auch dazu, dass viel Zeit in Marinas mit Reparaturen und dem Warten auf Ersatzteile verbracht wird, anstelle wie geplant an den schönen Orten zu verweilen.

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Wie weit reicht der Herstellerservice wirklich? Und in welcher Qualität?

Den zweiten Nachteil dieser „Komplettsysteme“ sehe ich darin, dass man bei einem Defekt nicht das aktuell am besten verfügbare Gerät verwenden kann, sondern wieder nach einem Gerät des gleichen Herstellers Ausschau halten muss.

Wie sieht die Alternative aus

Ja wie sieht die wirkliche Alternative aus? Ich denke bevor wir uns das Thema Alternativen anschauen sollten wir uns selbst einmal fragen ob wir den wirklich alle Infos auf einem Gerät brauchen?

Der Hintergrund dieser Überlegung ist, dass ich viele Segler mit Komplettanlagen kenne. Die wenigsten nutzen jedoch wirklich die vielen Sonderfeatures, sondern beschränken sich am Ende auf die „Basic-Infos“ welche die Wind-, Radar-, Echolot-, AIS-Systeme ausgeben.

NMEA-Schnittstelle

Diese Infos lassen sich von den allermeisten Geräten jedoch nicht nur über die herstellerinterne Schnittstelle, sondern auch über das offene NMEA 2000 Signal (oder das ältere NMEA0183) übermitteln.

Der große Vorteil des NMEA 2000 ist, dass sich hierdurch Geräte verschiedener Hersteller verbinden lassen. Das Einzige was ihr hierfür benötigt ist das richtige NMEA 2000 Netzwerk Zubehör. Dieses ermöglicht es euch das für euch beste Gerät bzw. vielleicht auch einfach das Gerät mit dem besten Preis-/Leistungsverhältnis zu kaufen sowie auch auf der Reise einfach ein passendes Ersatzgerät zu finden.

Open-CPN

Um die Daten später gemeinsam ansehen zu können benötigt ihr entweder einen NMEA fähigen Chart-Plotter oder so wie ich einen Laptop, Bordcomputer bzw. Tablett auf welchem Ihr das Open Source und somit kostenfreie Programm Open-CPN laufen lassen könnte. Mithilfe von Erweiterungen, sogenannten Plugins, lassen sich in Open-CPN auch Informationen wie AIS, Wind oder Radar direkt auf der Seekarte anzeigen.

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Open CPN mit AIS an der Einfahrt des Panama Kanals

Fazit

Ganz klar ist, dass sich die Hersteller natürlich viel Mühe geben Ihre Modellreihen als Komplettpacket zu verkaufen. Am Ende sollte jedoch jeder für sich selbst entscheiden ob er dieses Komplettpacket auch mit den dadurch entstehenden Nachteilen brauchst, oder ob die NMEA-Verbindung nicht auch für Ihn vielleicht der bessere Weg ist.

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