Kurse zum Wind und Segelstellungen ganz einfach erklärt

Der Wind weht und es ist ein schöner Tag zum Segeln. Doch mit welcher Segelstellung komme ich in meine gewünschte Richtung? Und kann ich in jede beliebige Richtung segeln? Direkt gegen den Wind zu segeln ist unmöglich, soviel sei schon einmal vorhergesagt und die Meisten wissen dies wahrscheinlich auch.

Aber dennoch ist mit der richtigen Segelstellung und dem Wissen über die verschiedenen Windrichtungen viel möglich. Hier erklären wir die Kurse zum Wind und die dazugehörigen Segelstellungen.

Als Hilfsmittel zur Vorstellung nutzen wir in diesem Artikel das Ziffernblatt einer Uhr.

Zudem werden die Segel immer in Bezug auf den scheinbaren Wind getrimmt. Der scheinbare Wind setzt sich zusammen aus dem wahren Wind und dem Fahrtwind. Genaueres hierzu findest du in unserem Artikel, warum sich ein Segelboot vorwärts bewegt

Im Wind

segelstellung_im_wind

Stehst du mit dem Bug deines Segelbootes direkt in der Richtung aus der der Wind weht (der Wind kommt von 12 Uhr auf einem Ziffernblatt einer Uhr) verlierst du jegliche Fahrt und Manövrierfähigkeit. Im Wind kannst du schlichtweg nicht segeln.

Befinden sich die Segel mittig des Bugs fangen sie an zu flattern. Dieses Phänomen wird auch „killen“ genannt. Killende Segel sind bedenklich für das Material und sollten möglichst vermieden werden.

Dennoch gibt es Gründe, wann der Bug des Segelbootes in den Wind gedreht wird. Und zwar zum Setzen und Bergen des Großsegels. Der Baum und die Segel befinden sich killend in der Mitte. Das Wichtige daran: Es befindet sich kein Wind und somit kein Druck im Segel und das Segel kann einfach nach oben bzw. nach unten gezogen werden.

Stellt man sich das Ziffernblatt einer Uhr vor, ist der beschriebene Winkel, in welchem ein Segelboot nicht segeln kann, ca. zwischen 11.00 und 1.00 Uhr

Amwind-Kurs

segelstellung_am_wind

Orientiert man sich erneut am Ziffernblatt der Uhr, kann man sagen, dass man sich auf Amwindkurs so ca. zwischen 9.00 und 11.00 Uhr und 1.00 und 3.00 Uhr befindet, je nachdem ob die Segel sich auf Steuerbord oder Backbord befinden. Da der Wind im Amwindkurs relativ weit von vorne kommt, sind deine Segel recht dicht geholt. Du kannst den Wind und die Welle spüren. Das Segelboot segelt, je nach Windstärke, mit einer gewissen Krängung, der Wind pfeift einem um die Ohren und eventuelle Wellen können über den Bug schlagen. 

Jede Segelyacht hat ihren individuellen Winkel, den sie am Wind laufen kann. Wer genau an dieser Grenze segelt, bevor die Segel einfallen, die Fahrt und auch die Krängung aus dem Boot genommen wird, segelt „hart am Wind“.

„Hart am Wind“ bedeutet zwar einen besseren Winkel zum Wind, aber nicht zwangsläufig ein besseres Vorankommen. Oftmals macht es in der Praxis mehr Sinn lieber etwas Höhe zu verlieren und dafür eine bessere und schnellere Fahrt zu haben, als um jeden Preis den besten Winkel zu segeln und so Geschwindigkeit zu verlieren. 

Von einem Amwindkurs aus kannst du optimal eine Wende fahren. Da die Segel schon recht dicht geholt sind und der Baum relativ mittig steht, nimmst du beim Drehen des Buges durch den Wind das Vorsegel auf die andere Seite.

Den Amwindkurs nutzt du vor allem, wenn du an einen Ort segeln möchtest, der in der Richtung liegt von wo der Wind kommt. Nun musst du Aufkreuzen. D.h. du segelst so weit am Wind wie möglich auf einem Bug. Anschließend machst du eine Wende und segelst auf dem anderen Bug. Schritt für Schritt arbeitest du dich gegen den Wind vor. 

Aber Achtung: Je nach Windstärke, Wellenhöhe, Strömung und Segeleigenschaften des Segelyacht ist es manchmal unmöglich einen Punkt gegen den Wind zu erreichen. Hier musst du, wie immer beim Segeln, die Eigenschaften des Gewässers, des Bootes und die Wetterlage im Blick behalten.  

Halbwindkurs

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Den Halbwindkurs kann man ganz grob mit 9.00 und 3.00 Uhr zum Wind beschreiben. Je nachdem, ob sich die Segel auf Backbord- oder Steuerbordseite befinden. Der Halbwindkurs ist meist der Bonbonkurs einer jeden Segelyacht. Wie dem Segler macht auch den meisten Booten dieser Kurs großen Spaß. Das Boot läuft angenehm schnittig durch die Wellen und der Wind bringt es optimal voran.

Die Segel werden weiter aufgefiert, also weiter geöffnet als beim Amwindkurs. So können sich diese wunderbar mit Wind füllen und eine nicht allzu große Schräglage entsteht.

Flattern die Segel und das Boot läuft nicht richtig, sind die Segel meist zu weit geöffnet, nehme sie etwas dichter. Es hilft auch immer einen Blick auf die kleinen Windfähnchen im Segel, die sogenannten Tell Tales, zu werfen. Alle dieser Tell Tales sollten auf dem gesegelten Kurs horizontal wehen und zwar sowohl die des Vorsegels als auch die des Großsegels.

Hängen die Tell Tales auf der Luv Seite (also die dem Wind zugewandten Fähnchen) hinunter werden die Segel etwas dichter geholt, hängen die Tell Tales in Lee (also dem Wind abgewandt) wird das Segel etwas aufgefiert.

Probiere mit der optimalen Segelstellung einfach ein bisschen aus. Es  macht Spaß zu spüren, wie eine Änderung der Segelstellung die Segeleigenschaften, die Geschwindigkeit und die Schräglage ändert.

Raumwind-Kurs

segelstellung_raumer_wind

Segelst du einen Raumwindkurs fierst du die Segel nochmal weiter auf, als beim Halbwindkurs. Befindet sich das Segelboot zwischen 9.00 Uhr und 7.00 Uhr bzw. 3.00 Uhr und 5.00 Uhr befindet es sich auf Raumwindkurs.

Die Segel werden nochmal weiter aufgefiert. Achte darauf, dass das Großsegel wie Wanten beim Öffnen nicht berührt. Das Vorsegel wird so weit aufgefiert, dass es gerade noch gut steht und nicht schlägt

Da der Wind relativ weit von hinten in die Segel trifft wird er nicht mehr in seiner wahren Stärke wahrgenommen. Auch die Schräglage nimmt bei einem Raumwindkurs ab, das Segelboot läuft mit wenig Krängung, da Wind und Welle von hinten kommen.

Lass dich aber dennoch nicht täuschen. Nur weil du den Wind nicht mehr so extrem spürst, heißt es nicht, dass er nicht mehr da ist. 

Vorwindkurs

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Trifft der Wind von noch weiter hinten in die Segel, also das Boot befindet sich knapp auf 6.00 Uhr, spricht man von einem Vorwindkurs.

Beim Vorwindkurs ist es wichtig, dass dieser korrekt gehalten wird. Fährt der Wind plötzlich von der anderen Seite in die Segel spricht man von einer Patenhalse. Eine Patenhalse kann bei viel Wind gefährlich sein und Material und Crew schaden. Da die Segel sehr weit offen sind würden sie bei einer Patenhalse ohne Vorwarnung über die gesamte Breite auf die andere Seite schlagen, was natürlich unerwünscht ist. Aus diesem Grund ist beim Vorwindkurs Vorsicht geboten. Fällt das Vorsegel langsam ein, muss sehr gut auf den Kurs geachtet werden. Nun kommt der Wind schon ganz von hinten.

Gut zu wissen: Ein sogenannter Bullenstander verhindert das ungewollte Hinüberschlagen der Segel auf den anderen Bug. Diese Sicherungsleine gibt eine gewisse Sicherheit für Schiff und Crew und ist gerade auf Langfahrten unverzichtbar.

Viele Segler bevorzugen das Segeln eines Raumwind- und Vorwindkurses nur unter der Genua. Somit fällt die Gefahr der Patenthalse weg und auch an Geschwindigkeit und Stabilität zeigt dies keine Einbußen.

Achte nur darauf, dass bei einer Kursänderung auf einen Halbwind- oder Amwindkurs das Großsegel wieder notwendig ist, um optimal manövrierfähig zu sein. Ohne Großsegel kann das Segelboot nicht einwandfrei am Wind laufen und auch eine Wende ist nur schwer möglich.

Viel Spaß beim Ausprobieren der optimalen Segelstellungen im Bezug auf die Kurse zum Wind!

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