Welcher Segler träumt nicht von einer etwas längeren Reise auf dem Segelboot? Das Meer genießen, in neue Kulturen eintauchen und sich vom Wind zu den unterschiedlichsten Zielen treiben lassen.
So schön und verlockend das Langstreckensegeln klingt, es gehört doch auch einiges an Wissen und Können dazu. Wir geben einen Überblick über die 5 wichtigsten Voraussetzungen, die zum guten Gelingen einer Langstreckenfahrt beitragen.
Seemannschaftliche Fähigkeiten
An erster Stelle ist eine gute Seemannschaft zu nennen. Wer erfolgreich eine längere Segelreise starten möchte sollte sich im Voraus ausgiebig mit der Navigation, der Wetterkunde, der Bootswartung und der Sicherheit an Bord befassen. All diese Aspekte tragen zu einer sicheren Reise bei, bei der das Genießen in den Vordergrund geraten kann.
Aus welchen Gründen die genannten Aspekte von Bedeutung sind erläutern wir im Folgenden.
Um immer auf dem richtigen Weg zu bleiben, ist es wichtig, dass man in der Lage ist einen Kurs, sowie seine Position zu bestimmen. Es ist wichtig die heutigen, modernen Techniken und Methoden zur Kursbestimmung zu beherrschen: GPS- gesteuerte Seekarten helfen uns unsere Position zu bestimmen und berechnen unseren Ankunftspunkt in Bezug auf unsere Geschwindigkeit und die Abdrift.
Zudem ist das Wissen und der Umgang mit einem Kompass, sowie einer Papier-Seekarte von großer Bedeutung. Sollte die Technik einmal versagen ist es wichtig, auch ohne digitale Geräte die aktuelle Position zu bestimmen. Zudem ist die korrekte Verwendung eines Radargerätes hier zu nennen, da so sowohl das Wetter, als auch der umliegende Schiffsverkehr optimal beobachtet und eigeordnet werden können.
Wetterkenntnisse
Für einen sicheren Segeltörn ist das Wissen über das Wetter unerlässlich. Das Lesen und Verstehen des Wetterberichts ist für einen sicheren Törn entscheidend. Dazu gehört das Einordnen von Windvorhersagen, der Seeganghöhe, sowie den Wetterwarnungen.
Zudem sind Fronten, Drucksysteme, Windrichtung- und Geschwindigkeit, sowie Niederschlag entscheidende Faktoren, mit denen man auf See immer konfrontiert ist.
Bootswartung
Bei der Bootswartung sind die Kenntnisse zum eingebauten Motor, sowie seine regelmäßige Überprüfung (Keilriemen, Ölstand) von Bedeutung, die ordnungsmäßige Funktionalität der Seeventile, eine optimale Sicherheitsausstattung, sowie das Wissen über die elektrischen Systeme und das Antriebssystem an Bord. Und auch eine regelmäßige und optimale Bootsreinigung, sowohl an Deck als auch unter Deck ist hier zu nennen.
Sicherheit an Bord
Passende und gutsitzende Rettungswesten mit Lifebelt für jedes Crewmitglied, eine funktionsfähige Rettungsinsel, Rettungsringe, Feuerlöscher, sowie Seenotsignale und ein gut organisierter erste Hilfe Kasten bieten bei rauer See oder gar einem Notfall bestmöglichen Schutz.
All diese Faktoren sind für einen funktionierenden Segeltörn wichtig. Der Erwerb eines Segelscheines ist hier eine super Basis für alle genannten Seemannschaftlichen Fähigkeiten. Sowohl die Kenntnisse über das Boot, als auch über das Wetter und die Sicherheit an Bord werden beim Erwerb eines Segelscheins fokussiert bearbeitet und gelernt. Durch den Erwerb eines Segelscheins setzt man sich intensiv mit der Materie Segeln und dem Wissen über ein Segelboot auseinander und kann auf dem Meer auftretende Situationen professioneller regeln.
Hinzu kommt, dass in einigen Ländern die Vorlage eines Segelscheins zum Einhalten der rechtlichen Anforderungen benötigt wird. Ohne Segelschein kann es sein, dass in einem Schadensfall die Versicherung nicht oder nur eingeschränkt bezahlt.
Ein Segelschein belegt, dass eine Person in der Lage ist, auch in schwierigen und unvorhergesehenen Situationen angemessen handeln und reagieren zu können. Eine sichere Navigation wird so gewährleistet. Zudem vermittelt dieser Kompetenz und Sicherheit für die Crew, was auf See eine wichtige psychische Komponente darstellt.
Zu den wichtigsten Segelscheinen, die als Basis für eine gut gelingende Langstreckensegelreise dienen können gehören: SBF See, SKS, SHS, sowie Funkerzeugnisse.
Finanzielle Ressourcen
Als weiterer wichtiger Punkt sind die finanziellen Ressourcen zu nennen. Sie sollten bei der Planung einer Langstreckenfahrt immer berücksichtigt werden.
Kaufen oder mieten?
Zu allererste stellt sich die Frage: Wie lang soll die Reise andauern? Und wird hierfür ein Segelboot gekauft oder gemietet?
Das Mieten über einen längeren Zeitraum ist oft nur schwer möglich. Charterfirmen sind nicht auf eine Vercharterung über mehrere Monate oder gar Jahre ausgelegt. Dennoch kann man Glück haben und in Internetportalen Segler finden, die ihr Boot für einige Zeit untervermieten.
Eine gute Option, denn innerhalb der Segelcommunity gilt: Eine Hand wäscht die andere. Die Deals sind meist fair und basieren auf Geben und Nehmen. Wer den Weg über eine Charterfirma versuchen möchte, sollte den Kontakt rechtzeitig und intensiv suchen.
Wer sich für den Bootskauf entscheidet hat wiederum zwei Optionen: Neu oder gebraucht.
Der Anschaffungspreis eines neuen Segelbootes ist meist relativ hoch. Dafür halten sich die laufenden Kosten im Normalfall im Rahmen und die Ausrüstung ist dem aktuellen Stand entsprechend.
Bei gebrauchten oder älteren Segelboot-Modellen hingegen halten sich die Anschaffungskosten im Normalfall im Rahmen. Hier bekommt man bereits ab 25.000 Euro Segelyachten, die einem guten Standard entsprechen. Wer günstiger einkaufen möchte, muss damit rechnen, Geld und auch handwerkliches Geschick investieren zu müssen.
Ausrüstung
Gerade, wenn man mehrere Tage auf See verbringt und größere Schläge segelt, sollte man bei einer optimalen Ausrüstung keine Abstriche machen. Hierzu gehören optimale Segel, ein gutes Rigging, Sicherheitsausrüstung, Elektronik an Bord, Segelbekleidung, Navigation, sowie Tauwerk und Motoren. Je nach Modell muss auch für die Anschaffung bzw. Aufrüstung mit einem gewissen Budgeteinsatz gerechnet werden.
Lebensmittel in verschiedenen Ländern
Lebensmittel in verschiedenen Ländern haben zum Teil sehr hohe Preise, vor allem, wenn nach europäischen Produkten gesucht wird. Milchprodukte, Fleisch und Alkohol gehören weltweit zu den Luxusgütern und man kann für diese Produkte sehr viel Geld ausgeben. Eine gute Kalkulation sowie sinnvolle Proviantierung helfen die Kosten im Rahmen zu halten. Hier sind Aufstellungen und Übersichtslisten eine gute Möglichkeit, den Überblick zu behalten.
Anschaffungskosten und laufende Kosten
Zu den typischen Anschaffungskosten gehören die Anschaffung des Bootes samt seiner Ausrüstung (Segel, Mast, Takelage, Winschen, Anker, laufendes und stehendes Gut) sowie eine gute Sicherheitsausrüstung. Hierzu gehört neben Rettungswesten und Rettungsinsel angemessene Kleidung, Werkzeuge und Ersatzteile.
Zu den laufenden Kosten gehören:
- Verpflegungskosten
- Hafengebühren
- Reparaturen und Wartungen
- Treibstoff
- Versicherungen und Mitgliedschaften.
Für eine erfolgreiche Langstrecken Segelreise sind gute Kostenkalkulationen entscheidend, damit die Reise zum Erfolg wird. Hier sollte man ehrlich zu sich selbst sein: Lieber im Voraus einmal mehr rechnen, als während der Reise auf dem Trockenen zu sitzen.
Gesundheit
Als dritter Punkt ist das Thema Gesundheit zu nenne. Eine gute gesundheitliche Verfassung ist für eine längere Segelreise von Bedeutung. Hierzu gehört sowohl die körperliche Fitness, als auch eine gute psychische Belastbarkeit.
Körperliche Fitness
Winschen müssen bedient werden, Segel gesetzt und geborgen werden und dem Gegendruck des Ruders standgehalten werden. All dem liegt ein gewisser Kraftaufwand zugrunde. Außerdem müssen Wellen und Bootsschwankungen ausgeglichen werden, wofür ein gutes Gleichgewicht und Stabilität unabdingbar sind.
Schnelle Reaktionen helfen auf unerwartete Änderungen zu reagieren und eine gute körperliche Fitness beugt Verletzungen vor. Eine gute körperliche Fitness trägt zu einem guten Wohlbefinden bei und kann beim Umgang von eventuell auftretenden Krankheiten oder Seekrankheiten hilfreich sein.
Psychische Belastbarkeit
Das Meer und die See sind für uns Menschen nicht berechenbar. Oft kommt es außerhalb geschützter Küstenbereiche zu hoher Welle und viel Wind. Auch Gewitter und Wetterumschwünge sind keine Seltenheit. Unvorhersehbare Bedingungen müssen eingeordnet und spontan gehandelt werden.
Außerdem befindet man sich oft über einen längeren Zeitraum mit mehreren Menschen auf engem Raum und auch die Seekrankheit, sowie Ängste, Sorgen und Einsamkeit auf dem weiten Meer können die Psyche beeinflussen.
Somit ist eine gute psychische und körperliche Verfassung mitentscheidend für das gute Gelingen eines Langstreckensegeltörns. Je stabiler, desto mehr Einflüsse können kompensiert werden.
Gute Planung und Vorbereitung
Eine gute Planung und Vorbereitung der Segelreise ist das A und O für ein gutes Gelingen und somit als vierter Punkt zu nennen. Auch wenn nicht alle Faktoren auf See beeinflussbar sind und man immer auch flexibel bleiben muss, bringen vorbereitende Maßnahmen Sicherheit und Erfolgschancen.
Hierzu gehört das Wissen über die gewünschte Route, das Berücksichtigen von Jahreszeiten und Windrichtungen, sowie das Auseinandersetzen mit vorgeschriebenen Dokumenten.
Route
Es ist wichtig eine Route im Vorfeld festzulegen und sich eventuelle Besonderheiten auf dieser genau anzusehen. Beispielsweise können Untiefen eine direkte Ansteuerung verhindern oder Windrichtungen (Das Segeln gegen den Wind ist nicht möglich) Kursänderungen hervorrufen.
Jahreszeiten und Wetterbedingungen
Nicht jede Route ist zu jeder Jahreszeit gut und sicher segelbar. Eine Atlantiküberquerung macht beispielsweise im Dezember Sinn, um von Europa Richtung Westen in die Karibik zu segeln.
Squals, zu starke oder zu schwache Winde können die Segelreise erschweren, werden die Windsysteme und Wetterbedingungen nicht ausreichend berücksichtigt. Jedes Segelrevier hat vorherrschenden Windsysteme, die unbedingt in der Vorausplanung berücksichtigt werden sollten, um eine gute Sicherheit während der Reise zu gewährleisten.
Genehmigungen und wichtige Dokumente
Teilweise ist es notwendig ein Visum vor der Einreise zu erlangen oder eine Genehmigung zum Ankern zu erfragen. Um Problemen und Schwierigkeiten mit den örtlichen Behörden aus dem Weg zu gehen sollten im Vorfeld alle wichtigen Informationen eingeholt werden.
Crewzusammensetzung
Und auch die Zusammensetzung der Crew ist als Punkt 5 ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Langstreckenfahrt. Es klingt vielleicht im ersten Moment nicht besonders wichtig, dennoch sollte die Crew gut zusammen passen und auch die Vorstellungen über die Rollenverteilungen harmonieren.
Anzahl an Personen
Ein Segelboot hat nur ein begrenztes Platzangebot und eine begrenzte Kojenanzahl. Hier ist gut zu durchdenken, wie viele Personen an Bord sein sollen und wie die Zusammensetzung aussieht (Mann, Frau, Kind). Es ist auf jeden Fall sinnvoll vor einer längeren Überfahrt mögliche Crewmitglieder kennenzulernen, sollten sie noch unbekannt sein.
Nur so weiß jede Person, auf was sie sich einlässt und welche Anforderungen an den Törn gestellt werden. Eine offene und ehrliche Kommunikation über Wünsche und auch Ängste ist hilfreich.
Schichten/ Wachen
Bei längeren Segeltörns ist eine gute Einteilung der Wachen fundamental. Hierbei sind die Segelerfahrungen der Crewmitglieder mit einzubeziehen, sowie eventuelle Ängste und Sorgen. Klare Absprachen und Ansagen des Kapitäns sind wichtig für alle Crewmitglieder.
Rolleneinteilung
Um sich nicht in die Quere zu kommen und dennoch alle anfallenden Aufgaben erledigt zu haben, ist eine klare Einteilung der Rollen auf einem Segelboot nützlich. Hier können Vorlieben und Talente berücksichtigt und genutzt werden. Gleichzeitig ist die Einteilung von Notrollen von Bedeutung. Nur so kann in einem eventuellen Notfall die Situation bestmöglich gelöst werden.
Solosegeln
Es ist auch möglich ein Segelboot solo zu segeln. Hier gibt es allerdings auch einige Faktoren zu beachten und gerade Manöver und Schichten müssen nochmal detaillierter durchdacht werden. Befindet sich nur eine Person an Bord werden die Schichten kürzer, aber auch die Ruhepausen. Wer solo segeln möchte sollte sich hiermit intensiv im Vorfeld beschäftigen.
Fazit
Unter Einhaltung einiger Rahmenbedingungen kann das Langstreckensegeln ein voller Erfolg werden. Der Erwerb eines Segelscheins deckt viele theoretische und praktische Bereiche ab und bringt einen gewissen Sicherheitsaspekt mit sich.
Wer dann noch ein gut ausgestattetes Boot besitzt, die vorherrschenden Wind- und Wetterbedingungen berücksichtigt und eine gute Crew zusammen stellt, kann den Segeltörn höchstwahrscheinlich mit allen Sinnen erleben und genießen.