Das Grundprinzip des Mann über Bord Manöver mit einem Nahezu- Aufschießer

Das Grundprinzip des Mann über Bord Manövers mit Aufschießer ist das schnelle und sichere Bergen einer über Bord gegangenen Person unter Segel. Es geht darum, so schnell wie möglich gegen den Wind an den Punkt zurück zu kommen, an dem die Person über Bord gegangen ist und so das Schiff in Reichweite zur Personen zum Stehen zu bringen.

Nachdem eine Person ins Wasser gefallen ist bringt man das Segelboot auf einen Raumwindkurs. Es ist wichtig, den Sichtkontakt zur Person dabei nicht zu verlieren. Hat man sich 3 Bootslängen im Lee von der Person entfernt, ändert man den Kurs durch eine Q-Wende (oder in seltenem Fall durch eine Halse) in einen Halbwindkurs auf dem anderen Bug.

Dieser Kurs wird solang beibehalten, bis man fast auf Höhe der Person ist. Nun nimmt man mit einem Nahezu-Aufschießer und dem Loswerfen der Vorschot die Fahrt aus dem Boot und kommt direkt neben der im Wasser liegenden Person zum Stehen.

Nutzen des Motors

Ist ein funktionsfähiger Motor an Bord, so sollte dieser im Notfall immer verwendet werden. Unter Motor ist der Handlungsspielraum deutlich höher und eine schnelle und sichere Bergung wahrscheinlicher.

Start Aufschießer klein

Ablauf des Mann über Bord Rettungsmanövers

  • Klare Ansage der Person die das Überbordfallen bemerkt: „Mensch über Bord“ 
  • Rettungsmittel nachwerfen
  • Skipper (oder Co-Skipper) teilt Aufgaben ein
    • Rudergänger
    • Ausguck halten
    • Bootshaken
    • Großschot
    • Vorschot
  • Die Einteilung ist abhängig von der zur Verfügung stehenden Personenanzahl und ihrer Qualifikation
  • Rudergänger bringt das Segelboot sofort auf Raumwindkurs
  • 3 Bootslängen Abstand zur Person aufbauen
  • Hierbei wird der Abstand der Bootslängen im Lee betrachtet
  • Eingeteiltes Crewmitglied gibt ständig und laut Abstand zur Person in Bootslängen an
  • Crewmitglied zeigt ständig mit dem Finger auf die im Wasser treibende Person
  • Rudergänger gibt Kommando zur Q-Wende (oder im seltenen Fall zur Halse)
  • Q-Wende wird durchgeführt
  • Neuer Kurs: Halbwindkurs auf dem anderen Bug
  • kurz vor Erreichen der Person gibt Rudergänger Kommando: Klar zum Nahezu- Aufschießer
  • Er legt Hartruder und steuert das Segelboot nahezu direkt in den Wind
  • Dabei gibt er die klare Ansage: Schoten los
  • Der Vorschoter wirft die Vorschot los
  • Der Großschoter wirft die Großschot los
  • Das Vorsegel killt (flattert)
  • Das Schiff verliert an Fahrt
  • das eingeteilte Crewmitglied gibt laut und deutlich den Abstand zur Person in Bootslängen an
  • gleichzeitig zeigt es unter Einsatz der Hände dem Steuermann den richtigen Kurs
  • hierbei kommt das Schiff in Reichweite zur im Wasser liegenden Person zum Stehen
  • Aufnahme bzw. Sicherung der Person auf der Seite an der kein Vorsegel ist

rettungsmanoever_q-wende_mit_nahezuaufschiesser

Schnelles Einleiten des Rettungsmanövers

Je schneller man das Mensch- Über- Bord- Manöver einleitet, desto schneller kann man die sich im Wasser befindende Person retten. In der Ernstsituation kann es hier um Sekunden gehen.

Oftmals herrschen schwere Wetterbedingungen, wenn eine Person über Bord geht. Das löst Ängste bei der verunglückten Person aus. Zudem weiß man nicht, ob diese verletzt oder gar bewusstlos ist. Zudem kann ein Mensch in kaltem Wasser schnell handlungsunfähig oder bewusstlos werden.

Grundlagen für eine erfolgreiche Bergung

Wieweit der Punkt des Nahezu-Aufschießers genau von der sich im Wasser befindenden Person entfernt liegen muss, ist abhängig vom Boot, dem Wind und dem Seegang. Stimmt der Abstand genau, bleibt das Segelboot neben der Person stehen, da sich die Fahrt gegen den Wind ausläuft. Bei hohem Wellengang beispielsweise ist ein geringerer Abstand notwendig, da sich das Boot sehr schnell „einstampft“ und so schnell zum Stehen kommt.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass dieses Manöver beim ersten Auslaufen mit einem unbekannten Boot geübt wird, dass im Fall des Falles die Eigenschaften des Bootes klar sind. Auch die Wetterverhältnisse müssen immer im Hinterkopf behalten werden.

Klare, verständliche Ansagen

Es ist von großer Bedeutung klare und verständliche Ansagen zu machen. Diese müssen auch gegen den Wind verstanden werden. Das gibt der Crew Vertrauen und sorgt für einen sicheren Ablauf des Manövers.

Warum ein Nahezu-Aufschießer und kein Aufschießer?

Schutz der anderen Crewmitglieder

Beim Aufnehmen einer verunglückten Person ist es das Allerwichtigste, dass die Crewmitglieder an Bord nicht gefährdet werden. Eine Notsituation geht immer auch mit Ungewissheit und Aufregung einher. Es handelt sich um eine ungewohnte, emotionale Situationen.

Beim Aufschießer kommt es zu laut killenden Segeln, was bei stärkerem Wind und Wellengang ein mulmiges Gefühl auslöst. Die killenden Segel dürfen auf keinen Fall auf die Seite überschlagen, auf der die Person aufgenommen wird. Fährt der Steuermann zu weit in den Wind und eventuell durch den Wind (Der Grad ist sehr gering) schlagen die Segel auf die falsche Seite über.

Wer schon einmal unter Wind gesegelt ist weiß, wie viel Kraft der Wind haben kann. In ihm schlagende Segel und Schoten haben viel Verletzungspotential. Durch den Nahezu Aufschießen bleiben die Segel auf der richtigen Seite.

Reaktionsfähig bleiben 

Bei einem Nahezu- Aufschießer kann der Wind noch minimal in die Segel gelangen. So behält man sich als Crew vor, reaktionsfähig zu bleiben. Erkennt man, dass man noch zu weit von der verunglückten Person entfernt ist, oder eine Welle das Boot in eine ungewünschte Richtung drückt, so kann man durch erneutes Dichtholen der Vor- und Großschot die Manövrierfähigkeit zumindest für einen geringen Moment wieder erlangen.

Prüfungsrelevantes Rettungsmanöver

Wer einen Segelschein erwerben möchte, muss sich mit diesem Mann über Bord Rettungsmanöver gut auskennen und es gut beherrschen. Es ist das Standard-Manöver, das an Segelprüfungen abverlangt wird.

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