
Eigentlich ist es das dritte Abenteuer mit Oli, wir hatten als zweites eine Woche mit dem Zug durch die Bundesrepublik. Da es aber das zweite Mal in der Karibik auf einem Segelboot war, habe ich mich für diesen Titel entschieden und ja, es war wieder ein Abenteuer. Aber lasst uns am Anfang anfangen.
Am Anfang heißt in diesem Fall mit der Anreise.
Nachdem ich mich bereits gestresst und mit Sorgen, ob ich auch wirklich alles dabei habe, alles gut laufen wird und ich auch sicher nichts vergessen habe, auf den langen Flug machte, kam ich in einem nicht weniger gestressten Zustand im Hostel in Panama City an.

Bevor ich die nächsten Zeilen schreibe, muss ich noch einen Punkt als Hintergrundwissen mit einfügen, denn ich beschäftige mich seit ein paar Tagen mit einem Buch über Achtsamkeit, „Was der Körper zu sagen hat“ von Isa Gruber, und stufe seither meinen Stresspegel auf einer Skala von 0 –10 ein.
Bei meiner Ankunft in Panama City war es eine 8 und das obwohl bisher alles gut geklappt hatte. Jetzt hieß es noch ein bisschen frischen Proviant kaufen, bevor es im Morgengrauen über den Dschungel und den Kuna-Hafen zu Oli ging. Das Einkaufen, bei dem es zum Verlust meiner Kreditkarte kam, erhöhte meinen Stresspegel endgültig auf eine 10. Sprich ich war wirklich an einem Punkt wo sich etwas ändern musste!
Und so kam ich nach einer zwar gut funktionierenden, für meiner gestressten Situation jedoch ebenfalls stressigen Anreise in San Blas an. Dort wartete Oli bereits im Brandungsschatten einer Insel, mit der Kailani (also dem Segelboot), auf mich. Es war echt ein freudiges Wiedersehen nach all den Monaten. Und für mich hieß es erstmal ab in die Hängematte und runterkommen. Es dauerte so ziemlich genau eine Woche, bis mein Stresspegel auf 0 war.

San Blas kannte ich zwar schon von meinem ersten Besuch, aber nur zum Teil, sodass viele Orte nach wie vor neu für mich waren. Den karibischen Flair hingegen kannte ich noch gut und er hat mir sofort wieder gutgetan.

Nach ein paar ruhigen Tagen besuchten wir eine Kuna-Insel. Die Einheimischen feierten ihre 100-jährige Unabhängigkeit, die „La Revolución“. Kurzerhand entschlossen wir uns, an diesen Feierlichkeiten am Abend teilzunehmen. Hier wurden indigene Tänze in ihren traditionellen Trachten aufgeführt, die an die Abläufe der Revolution erinnern sollten.

Es war ein sehr bereichernder Abend, und wir wurden schnell von einer großen Anzahl von Kindern in Beschlag genommen. Was uns beide jedoch am meisten beeindruckte, waren die Blicke der Kinder. Diese waren so klar und frei von Hintergedanken, dass wir immer wieder den Blick abwenden mussten, das waren wir nicht gewohnt und es wird uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben!
Zum Abschluss des Abends trauten wir uns dann noch in die Großküche, wo das Essen für die Festgesellschaft gekocht wurde. Es gab frisch gefangene Affen und Wildschweinfleisch in großen Töpfen, und die Frauen bemühten sich, das Feuer zu schüren.

So vergingen mehrere Tage in San Blas, die ich mit meiner Lektüre, Entspannen und der Schönheit der Karibik verbrachte. Wir ankerten vor etlichen Inseln, deren Namen ich mir schon beim ersten Mal nicht merken konnte.
Wären dessen erledigten wir einige Reparaturen am Boot, spielten auf einer Insel Volleyball – hier gab es sogar eine Bar, die wir gerne nutzten –, entspannten in der Hängematte und führten interessante und tiefgründige Gespräche. Mein Stresslevel war auf 0,0 angekommen. Juhuuu.

Nach ca. 10 Tagen machten wir uns auf den Weg nach Porto Belo.
Unser Weg dahin führte uns jedoch über Linton, wo wir einen Stopp für 2 Nächte einlegten.
Was gleich ins Auge stach ist, wie sich die Vegetation änderte, denn hier säumten Mangroven anstelle der Palmen die Ufer.

In Linton machten wir einen Ausflug wobei wir die Affen auf der Insel fütterten. Am Abend fuhren wir durch den Mangroventunnel mit dem Namen „Tunnel of Love” welcher uns zu einem sehr leckeren Restaurant führte.
Dort gab es leckere Steaks, und ich lernte mein zukünftiges Lieblingsgetränk “Jugo de Guanabana“, also Saft von der Guanabana Frucht kennen. Alles in allem, ein sehr schöner Ort!

Nach den 2 Nächten war es dann an der Zeit, vollends nach Porto Belo zu reisen, was nach ein paar Stunden Segeln geschafft war. In Porto Belo angekommen, erwartete uns das krasse Gegenteil von dem, was wir in den letzten Tagen erlebt hatten, denn in Porto Belo war gerade „Karneval“. Und wer Panama kennt, der weiß dass es hier kein Halbgas gibt, sprich Musik und Bass auf volle Pulle.

Oli fand die Abwechslung nicht schlecht, er mischte sich munter unter die Faschingsgesellschaft und amüsierte sich mit den Locals. Ich hielt mich jedoch etwas mehr zurück, da der Lärm mein Stresslevel wieder ansteigen ließ.
Der Karneval mit anschließender Teufelsvertreibung war nach drei Tagen vorbei. Wenn ich an Porto Belo zurückdenke und den lauten Karneval ausblende, dann war auch dieser Ort sehr schön und erlebnisreich. Die Menschen waren sehr offen und hatten immer ein Lächeln im Gesicht.

In Porto Belo führt kein Weg an Francesco vorbei. Er ist der Besitzer der Pizzeria Casa Vela mit einem Dingy-Anlegesteg. Es gibt kaum Worte, um diesen Menschen zu beschreiben: freundlich, lächelnd und immer einen Spruch parat.

Auf mich machte er einen starken Eindruck, wir verbrachten einige Abende auf seiner Terrasse bei einem kühlen Bier und Pizza. Ebenso füllten wir hier auch unsere Wasservorräte auf, so dass wir mit vollen Tanks nach San Andres starten konnten.
Aber bis zur Abfahrt waren es noch ein paar Tage und da es mir in den letzten Tagen mit dem Karneval in Porto Bello zu laut war, machten wir als Gegenprogramm noch einen Ausflug in die Natur. Hierzu segelten wir durch die Einfahrt des Panama-Kanals, vorbei an den hier wartenden Containerschiffen, zu einer Flussmündung und schipperten einige Meilen den Fluß hinauf und mitten in den Dschungel.

Die Vegetation und die Ruhe waren sehr schön und ich kam schnell wieder zur Ruhe. Das einzige Problem hier: Ins Wasser gehen war verboten, denn es gab Kaimane (also eine Art Alligator), die sich nachts über das Funkeln ihrer Augen verrieten. Sehr spannend kann ich euch sagen, mit der Taschenlampe nachts die Ufer abzuleuchten und nach den roten Krokodilaugen Ausschau zu halten!

Nach zwei erholsamen Tagen segelten wir zurück nach Porto Belo.

Dort gab es noch einiges zu erledigen, bevor wir zur Abfahrt nach San Andres starten konnten.
So ging es mit dem lokalen Bus nach Sabanitas und in die Stadt Colon, wo wir auf einem lokalen Markt unsere Obst-, Gemüse- und Fleischvorräte aufstockten und einen großen Supermarkt besuchten.
Am nächsten Tag machten wir einen Dschungel-Trip, um uns von dem ereignisreichen Einkaufstag zu erholen. Es ging vorbei an den Befestigungen der Spanier, mit denen sie den Hafen vor Angriffen vom Meer aus verteidigten. Am Ende fiel die Stadt aber nach einem Angriff der Piraten übers Land. Die Ironie einer Geschichte, wenn zu einseitig gedacht wird. Porto Belo war im 18. Jahrhundert ein sehr bekannter Hafen, über den die Spanier das Inka-Gold nach Europa verschifften und die Sklaven von Afrika nach Südamerika brachten.

Die Dschungeltour war sehr interessant, nicht zuletzt da wir hier endlich die Affen sehen konnten, deren Geschrei wir jeden Morgen lauschten.
Als Letztes stand das Auschecken aus Panama auf dem Programm, Oli bereitete mich vorsichtig darauf vor, was mich erwartet. Natürlich fuhren wir wieder mit dem Bus dieses Mal jedoch einmal quer durchs Land nach Panama City.
Panama City und den Hafen kannte ich schon von meinem ersten Besuch bei Oli und dennoch gab es auch hier einige neue Orte zu erkunden.
Auf dem Heimweg machte Oli mir noch einen Gefallen und so legten wir einen Überraschungsstop auf dem Fischmarkt ein um Ceviche zu essen. Den Fischmarkt hatte ich noch von meinem letzten Besuch in guten Erinnerungen, weshalb ich mich besonders freute hier nochmals vorbei zu kommen. (Danke, Oli!).

Auf dem Heimweg ereilte mich allerdings das Befürchtete. Der letzte Bus war rappelvoll, die Musik auf volle Pulle, und wir hatten nur noch Platz auf den Boxen hinten im Bus. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, stiegen die meisten Leute aus und ich konnte etwas taub weiter vorne Platz nehmen. Oli schien der Platz nichts auszumachen, denn er blieb sitzen und unterhielt sich mit einem der Lokals.
Wieder in Porto Belo angekommen, hatten wir nun alles erledigt und der Fahrt nach San Andres stand nichts mehr im Wege. Wir verbrachten den letzten Abend bei Francesco. Am nächsten Morgen verabschiedeten sich Francesco und sein Mitarbeiter Carlos von uns. Francesco blies nach dem Ankerheben für uns das Horn (was in diesem Fall eine große Muschel ist), und zwei Delfine tummelten sich um unser Boot herum, als wollten sie sich auch von uns verabschieden.
Für uns hieß es nun mehrere Tage und Nächte auf See. Oli bereitete mich auf eine rauhe See vor, ich hatte ehrlich gesagt etwas bammel nicht seefest zu sein.

Aber wenn Udo dabei ist dann bleibt die See ruhig, puhh es lief, ich genoss die Fahrt, die Weiten des Ozeans und meine neue Lektüre “Achtsam Morden (Tipp: sehr spannende Bücherreihe)” und die Bananen die wir in Porto Belo erworben hatten. Das Segeln wirkte sehr beruhigend auf mich, ich konnte mich total fallen lassen und es genießen.

Im Wechsel von 3 Stunden hielten Oli und ich nachts Wache. Ich hatte mehrere Tage um mich auf San Andrés zu freuen und es mir gedanklich vorzustellen. Der Wind war gut und wir kamen zügig voran. Ca. 50 Meilen vor San Andres ließ der Wind jedoch nach und unter Segel ging es nur noch langsam vorwärts. So schmiss Oli den Motor an und es ging wieder zügig dem Ziel entgegen.
Endlich Land in Sicht. Die Insel erschien am Horizont, wir hatten es geschafft.

Angekommen im Hafen wartete nach dem Ankerwerfen noch eine Überraschung auf uns. Wir hatten auf einmal keinen Antrieb mehr, weder vorwärts noch rückwärts. So hieß es, das Ankerbier nach hinten zu verlegen und erstmals mit einem zweiten Anker abenteuerlich das Boot zu sichern.
Die laute Musik, die stressige Situation mit dem Antrieb und dem Anker erhöhte meinen Stresslevel wieder auf eine 4-5. Dazu sollte ich noch erwähnen, dass ein Stresslevel von 0-7 noch im grünen Bereich gilt, hier funktioniert das Denken noch rational. Ab Level 8 entgleitet es, Tunnel Blick etc.
Geschafft! Und endlich Zeit fürs Ankerbier!!!
Nach der Ruhe auf der Überfahrt ließen die Partyboote mit ihrer Musik in San Andres keinen Zweifel daran, dass wir angekommen waren. Am ersten Abend gingen wir dann gleich noch an Land, denn wir wollten sehen, wo wir gelandet sind und noch etwas essen gehen. Auf der Insel war es angenehm, meine Stimmung nach dem Stress und der lauten Musik besserte sich zunehmend.
San Andres ist eine sehr schöne Insel. Sie ist ein bisschen das Ibiza oder Mallorca der Kolumbianer und es war Hochsaison. Wir schauten uns in den folgenden Tagen das Treiben an und genossen, was es zu genießen gab (gutes Essen, Eis, Cocoloco und die umwerfende Umgebung), wofür wir uns unter anderem auch einen Roller mieteten. Der Sandstrand an der Partymeile ist sehr schön, mit der kleinen vorgelagerten Insel ein Panorama.
Der Rest der Insel, vor allem die vom Wind abgewandten Buchten, sind nicht weniger schön, nur anders. Das Wasser leuchtet in mehreren Blautönen bis hin zu Azur. An der Straße, die einmal um die ganze Insel führt, gibt es gefühlt alle 100 Meter eine Bar, welche unter anderem gekühlte Kokosnüsse verkaufen (sehr sehr lecker und eine super Erfrischung).
Auf unserer Rollertour entschieden wir uns zum Mittagessen ins Inselinnere zu fahren. Dort gab es einheimische Küche, was mega lecker war und satt machte – bei 30 Grad hätte uns anschließend zwar auch eine Hängematte gutgetan. Aber da wir schon mal ein Moped hatten, wollten wir die Zeit natürlich nutzen, sprich die Hängematte musste bis zum Abend warten.
San Andres hat viel zu bieten und ist wunderschön, aber wenn ich die Wahl zwischen San Blas und San Andres hätte, würde meine persönliche Entscheidung auf San Blas mit seinen ruhigen abgelegenen Inseln fallen. Zum Glück haben wir es daher geschafft, alles in diesen 4 Wochen zu erleben!
Stichwort 4 Wochen, ja, zack waren die vier Wochen rum. Gefühlt war ich einerseits eine Ewigkeit mit Oli unterwegs, aber auch irgendwie sehr kurz. Am letzten Tag hieß es nun, früh aufzustehen, sich von Oli zu verabschieden und die Heimreise anzutreten.

An der Stelle möchte ich noch erwähnen, dass ich mich in diesen vier Wochen sehr viel mit Achtsamkeit beschäftigt habe. So nahm ich mir vor, die Heimreise ganz im Zeichen der neu erlernten Achtsamkeit anzutreten.
Trotz 5 Flughäfen, Umstiegszeiten von einer halben Stunde und Gepäck aus/einchecken in Bogotá, war es die entspannteste Reise, die ich je hatte.
Meine Zeit mit Oli auf der Kailani, die Distanz vom Alltag, die vielen Gespräche und meine geänderte Sichtweise haben nahezu Wunder bewirkt und so bin ich dank Achtsamkeit so entspannt und gut gelaunt in München angekommen wie noch nie.
Oli, vielen lieben Dank an dich und an deine Geduld mit mir. Vor allem an den Tagen, an denen ich wegen der äußeren Umstände etwas launisch war. Ich freue mich schon auf das nächste Abenteuer mit dir!
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